Der Nachtsang

Einst ging eine Frau von Schmechten nach Gehrden. Der Winter hatte begonnen und es lag tiefer Schnee. Im Breitenkamp verirrte sich die Frau, weil die Wegspur nicht mehr zu sehen war. Sie schrie in ihrer Angst um Hilfe. Leute, die in der Nähe wohnten, hörten das Geschrei. Leider konnten sie der Verirrten nicht helfen, weil sie im Schnee die Stelle nicht finden konnten. Am anderen Morgen kamen Bewohner vom Dringenberge des Weges und sahen die Frau erfroren und ganz erstarrt. Um ähnliches Unglück zu verhüten, läutete man zur Schnee- oder Nebelzeit in Dringenberg eine Glocke, damit Verirrte den Schall hören und sich die Richtung merken konnten. Das Geläute wurde „Nachtsang“ genannt. Das Tal, worin die erfrorene Frau lag, wird heute noch „Frauengrund“ genannt.

W. Oeke