Kunstschmied Schmitt senior

Nach dem Trienter Konzil (1545 - 1563) veränderte sich die Liturgie in der katholischen Kirche. Daher wurden in vielen Kirchen und Domen die steinernen Lettner, die den Kirchenraum vom Chor trennten, abgerissen und durch Eisengitter ersetzt. So musste 1654 auch im Paderborner und 1664 im Osnabrücker Dom der Lettner einem Eisengitter weichen. Die perspektivischen Elemente dieser Gitter sind im norddeutschen Raum einmalig.

Dabei ist das Osnabrücker Gitter bis auf Kleinigkeiten eine Kopie des Paderborner Gitters. In der gleichen Art wurde schon 1653 das Gitter der Josephskapelle im Dom zu Paderborn gearbeitet. Die Zeichnungen der Paderborner Gitter fertigte ein Ordensbruder Paul, der aber schon 1655 diese Region verlassen hatte. Die Fertigung des Osnabrücker Gitters geht sicher auf die Einflüsse des Paderborder Domkapitulars und Thesaurars Wilhelm von Winkelhausen zurück. Wilhelm von Winkelhausen wurde 1650 Domdechant in Osnabrück.

Wer aber war Schmitt, der diese Gitter anfertigte? Während darüber in den Paderborner Archiven nichts zu finden ist, sind die Strukturrechnungen über den Abriss des Lettners und der Restaurierungsarbeiten im Osnabrücker Dom erhalten. So heißt es am 26. May 1664: "Meister Christian Schmitt nebenst seinem Sohne wegen des Eysengitterwerks von Dringenberg anhero kommen und demselben vigore mandanti wegen reiß- und zehrgeld zahlet 3 rthler (Reichstahler) und alß mit vorgedachtem Schmitt auf gewißes nemlich 290 rthler wegen des Gitters contrahirt und deshalb ein schriftlicher Contract außgefertigt pro dublici descritione egusdem geben 4sgr 8dt". Eine weitere Zahlung erfolgte am 7. Juni anlässlich einer Reise des Hochw. Domdechanten v. Winkelhausen nach Paderborn. "dem Schmitt zum Dringenberg auf vorbedachte und bedungene Arbeit ad Computum übersandt 60 rthler".

Nach Fertigstellung des Gitters wurde es wohl am 28. Oktober angeliefert. "den knechten bey denen Wagen so das Gitterwerk von Wydenbrück gebracht zum Zehren gegeben 7sgr". Am 27. November erfolgt die Schlusszahlung: "Meister Christian Schmitt den restant von gelifertem Gitterwerk bezahlt 90 rthler. daß er also vigore contractus et quictantiae insampt hat empfangen 290 rthler". Das Domkapitel war mit der Arbeit zufrieden und bewilligte noch"4 rthler Drinckgeld".

Dass man Christian Schmitt aus Dringenberg mit den Arbeiten betraute, deutet darauf hin, dass er zuvor schon das Paderborner Gitter gefertigt hatte. Auch das Gitter der Josephskapelle von 1653 wird ihm zugeschrieben. 1650 wird ein Christian Schmitt bei den Ratswahlen der Stadt Dringenberg aufgeführt.

Das Paderborner Gitter wurde 1914 teilweise in das nordöstliche Querschiff und 1924 in den Turmbereich versetzt. Nach 1945 wurde es wieder gerichtet, aber 1970 abgebaut und in einem Schuppen gelagert. Seit 1982 steht es zur Absicherung des Margarethenaltars im Turmbereich des Doms. Leider gingen, wie auch bei dem Gitter in Osnabrück, einige Stücke im Laufe der Zeit verloren. (Teile gelangen nach 1970 in die Pfarrkirche von Etteln). Das Chorgitter in Osnabrück wurde nach 1858 bei Neueinrichtung des Bistums zur Weihe des neuen Bischofs Paul Melcher wieder enfernt und eingelagert. Um es vor der Einschmelzung für die Kriegsrüstung zu bewahren, wurde es 1938 geteilt und schließt seit dem den Chorumgang ab. Dabei wurden zur Anpassung ein Paar Seitenteile neu angearbeitet.

1999 wurde es umfassend restauriert und darüber vom Denkmalamt Niedersachsen, dem Deutschen Bergbaumuseum Bochum und der Deutschen Bundesstiftung Umwelt Osnabrück eine Studie erstellt. Titel:"Farbige Eisengitter der Barockzeit". Die o.g. Texte entstammen dieser Broschüre.

K. Pape