Die Schöpfemühle

Den Einwohnern der Bergstadt stehen in der Gründungszeit zunächst zwei tief in den Fels getriebene Brunnen zur Verfügung. Der Burgbrunnen (38,60 m tief) wird von den Burgbewohnern genutzt. Den Bürgern steht der in der Ortsmitte gelegene "Rumpelborn" (30 m tief) zur Verfügung. Der Wasserstand im Burgbrunnen beträgt etwa 5-6 m, im "Rumpelborn" sind es rd. 1,50 m. Das Trinkwasser wird mit großen Kammrädern aus der Tiefe geholt.

In friedlichen Zeiten mögen die Vorfahren überlegt haben eine zusätzliche Wasserquelle zu erschließen und das Wasser auf den Berg zu führen. Dies könnte dazu geführt haben, dass sich die Dringenberger das Wasser vom 409 m hohen Steinberg hinter Kühlsen herleiteten und zwar in der Form eines artesischen Brunnens. Aktenkundig ist dies jedoch nicht, so dass man sich nur auf Vermutungen stützen kann.

Eine entscheidende Wende tritt um 1545 ein. Hermann von Viermunden ist Landdrost zu Dringenberg und hat sich schon einen Namen in Paderborn dadurch gemacht, dass er für eine bessere Wasserversorgung der Paderstadt sorgte.

Im Ösetal, rund 400 m von der Burg entfernt und über 70 m tiefer gelegen, lässt er eine -Wasserkunst- erbauen, welche zu jener Zeit eine technische Meisterleistung darstellt. Man kann davon ausgehen, dass er das gleiche Prinzip wie in Paderborn anwandte, um die Dringenberger mit Quellwasser zu versorgen.

Ein von der Wasserkraft der Öse getriebenes oberschlächtiges Wasserrad erzeugt die Kraft, die notwendig ist, das vom Steinberg herangeführte Wasser den Piepengraben hinaufzupumpen. „Piepen“ ist das plattdeutsche Wort für Pfeifen, also Holzpfeifen (Rohre). Das Ösetal überbrücken die Erbauer mittels eines Aquäduktes, wie eine Urkunde aus dem Jahre 1606 beweist. In den ersten Jahren verlegt man Holzrohre, die später durch Bleirohre ersetzt werden.

Im Jahre 1731 wird ein neues Wasserhaus gebaut; das heutige Kellergeschoss mit der alten Technik dürfte aus dieser Zeit stammen. Die Wasserpumpen füllen auf der Freiheit vor der Burg einen Kump (offener Behälter), von wo aus es auf verschiedene Zapfstellen im Städtchen verteilt wird. Außerdem werden zwei Viehtränken vom Kump aus gespeist.

In den nachfolgenden Jahren werden immer wieder Verbesserungen vorgenommen, doch reichen diese nicht aus, den steigenden Bedarf an Trink- und Gebrauchwasser zu decken.

1860 planen die Dringenberger Stadtväter ein verbessertes Wasserwerk, welches um 1869 verwirklicht wird. Doch auch diese umfangreiche Maßnahme ist zur Jahrhundertwende überholt.

Im Jahre 1900 wird die Wasserkunst samt Gebäude gründlich überholt. Die Wasserleitungsrohre verlegt man frostsicher in allen Straßen bis vor die Stadttore. Auf der Freiheit entsteht der erste Hochbehälter mit einem Fassungsvermögen von 100 cbm.

Diese Einrichtung deckt über 60 Jahre den Wasserbedarf Dringenbergs.

Mitte der sechziger Jahre sorgen die Verantwortlichen für eine dauerhafte Abstellung der Wasserprobleme. Es werden Tiefenbohrungen niedergebracht.

Die erste, nahe der Schöpfemühle, rund 124 m tief, muss aufgegeben werden, da sie nicht genügend Wasser liefert. Eine zweite Bohrung, im „Ellern“ , 38 m tief, wird notwendig. Dieser folgt einige Jahre später eine dritte Bohrung in der „Fiele“, 51 m tief.

Nach der Inbetriebnahme der neuen Wasserversorgung gerät die alte Schöpfemühle bald in Vergessenheit. Die Wasserkunst verfällt zusehends und zuletzt gleicht das Gebäude einer Trümmerstätte.

Im Jahre 1976 stellt die Stadt Bad Driburg Überlegungen an, das Gelände an der Schöpfemühle zu veräußern. Der Bezirksausschuss Dringenberg jedoch plädiert für einen Wiederaufbau. Die Zustimmung der Stadt erreicht der Bezirksausschuss dadurch, dass er umfangreiche Eigenleistungen beim Wiederaufbau zusagt.

Die Arbeit wird am 8. Juni 1977 aufgenommen. Bald schließen sich weitere Bürger dieser Initiative an und so ist heute ein kulturhistorisches Gebäude erhalten geblieben, wie es in Westfalen einmalig ist.

 

Weitere Informationen unter www.schoepfemuehle.de