Turmuhrbauer Christian Schmitt

In früheren Jahrhunderten bestritten viele Dringenberger Bürger ihren Lebensunterhalt durch ihre Arbeit in der Landwirtschaft. Daneben waren es vor allen Dingen die verschiedenenen Handwerksberufe, die dem Meister und seinen Gesellen ein geregeltes Auskommen ermöglichten. Diese Kleinbetriebe deckten den Grundbedarf der Bevölkerung ab. Die fürstbischöfliche Residenz auf der Burg mit dem Landdrost und dessen Gefolge, denen ein höheres und gesichertes Einkommen zur Verfügung stand, ermunterten Handwerker des gehobenen Bedarfes, sich in Dringenberg niederzulassen. Hierzu darf u.a. der Goldschmied gezählt werden.

Ein besonders Handwerk übte im 18. Jahrhundert Christian Schmitt aus; er verstand sich auf die Herstellung von Turmuhren. Sein Absatzgebiet reichte naturgemäß über die Grenzen Dringenbergs hinaus, was sich heute aktenkundig nachweisen lässt. Einen Meister, der eine Turmuhr bauen konnte, hatte nicht jeder Ort aufzuweisen.

Wer war dieser Christian Schmitt? In den Aufzeichnungen von Pastor Anholt ist nachzulesen, dass Christian Schmitt im Jahre 1737 zum Consul (Bürgermeister) gewählt worden ist. Er wurde 1680 als Sohn des Johann Schmitt in Dringenberg geboren. Am 1. September 1715 heiratete er Barbara Freitag; das erste Kind aus der Ehe ist am 21. Dezember 1715 in der Pfarrkirche zu Dringenberg getauft worden.

Im Bürgerverzeichnis von 1649 taucht ein Christian Schmedt auf. Man kann davon ausgehen, dass dieser der Vater des Johann Schmitt und Großvater des Christian Schmitt war.

Über Meister (auch schon Uhrenbaumeister?) Johann Schmitt berichtet Pastor Anholt, dass dieser 1709 dem Abraham Seligmann Geld und 3 Stiegen flessen Linnen schuldete.

Der Sohn Christian arbeitete offensichtlich erfolgreicher, denn 1737 fertigte er für das Schloß in Welda eine Turmuhr, die heute noch lauffähig ist und dort auf dem Dachboden steht. Sie wurde vor einigen Jahren im Auftrag des damaligen Besitzers von dem Restaurator Paul Holtkamp aus Warburg wieder in Ordnung gebracht. Eben bei dieser Arbeit wurde die Inschrift „M. Christianus Schmit fecit Dringenberg 1737“ entdeckt. Diese Kugelpendeluhr zeigt nur die vollen Stunden an.

Ein vergleichbares Uhrwerk, allerdings mit einem zusätzlichen Halbstundenteil, ist im Museum „Stern“ in Warburg zu sehen. Dieses Uhrwerk stammt aus der ehemaligen Dominikanerkirche „St. Maria in vinea“ in Warburg. Eine Inschrift ist an dieser Uhr nicht angebracht. Die Bauweise der Uhr läßt jedoch darauf schließen, dass sie als ein Werk des Dringenbergers Christian Schmitt angesehen werden darf.

K. Gehle